Probleme auf der Arbeit? – Lass uns reden.

Wir alle sind manchmal unzufrieden mit unserer Lohnarbeit: Zu wenig Geld, zu viel Druck, Diskriminierung, launische Chefs, mangelnder Arbeitsschutz, und viele andere Gründe können das tägliche Arbeitsleben unangenehm bis unaushaltbar machen. Als Gewerkschaft ist eine unserer Kernaufgaben uns bei ebendiesen Problemen zu unterstützen. Vieles davon geschieht immerzu nebenher und ist weniger sichtbar als die großen Streiks anderer Gewerkschaften oder die bisweilen spektakulären Arbeitskämpfe der FAU. Nichts desto trotz ist es wichtig.

Ein FAU-Mitglied, das die Beratung selbst kürzlich in Anspruch genommen hat, erzählt von seinen Erfahrungen: “Bisher habe ich mich vor allem in der FAU engagiert, weil ich radikale Basisgewerkschaften richtig und wichtig finde. In meiner Firma bin ich der einzige bei der FAU und ich dachte deshalb, dass mir die Mitgliedschaft dort auch nicht viel bringt. Vor ein paar Monaten habe ich gemerkt, dass einiges im Job mir nicht gut tut, und ich hab mich für eine Beratung an unser Sekretariat gewandt. Dann ging es direkt los: Wir haben gemeinsam analysiert, wo die Probleme liegen, welche Hebel und Ansatzpunkte es gibt und wie ich vorgehen kann. Wir haben uns im Laufe der letzten Monate immer wieder neu darüber ausgetauscht und die Strategie nachjustiert. Mittlerweile hat sich die Situation im Job deutlich gebessert. Und darüber hinaus hat es auch einfach gut getan, mal mit jemandem von der Gewerkschaft über den ganzen Mist von der Arbeit zu reden.”

Unsere gewerkschaftliche Beratung startet im Allgemeinen damit, dass du uns eine Email schickst oder dich über unser Kontaktformular unter Gewerkschaftliche Beratung meldest und uns einen ersten Überblick über dein Anliegen gibst. Anschließend melden wir uns bei dir und wir können (per Email, per Telefon oder bei einem Treffen) gemeinsam überlegen, wie man damit umgehen könnte. Die erste Einschätzung unsererseits ist vollkommen unverbindlich auch für Nicht-Mitglieder möglich. Danach kannst du immer noch überlegen, ob du bei uns mitmachen und mit uns gemeinsam das Problem angehen möchtest, oder ob du es doch lieber alleine angehst.

Anarchistischer Treff im Westerwald wird eingestellt

Vor circa einem Jahr hatten wir einen wöchentlichen Anarchistischen Treff im Westerwald eingerichtet. Jeden Freitag gab es die Möglichkeit für Interessierte, vorbeizukommen und sich über Anarchismus, Klassenkampf und die FAU auszutauschen. Mancher Abend ging auch weniger theoretisch zu und leitete einfach gemütlich das Wochenende ein.

Siehe auch: Anarchistischer Treff im Westerwald

Aufgrund von Umzügen und personellen Veränderungen wird der anarchistische Treff in Zukunft nicht mehr in dieser Form stattfinden. Für Interessierte aus dem Westerwald, die Kontakt zur FAU suchen, bleibt natürlich weiterhin die Möglichkeit, sich einfach direkt per Kontaktformular oder per Email an fauko-kontakt@fau.org an uns zu wenden.

 

Arbeitsvermittlung als Teil der Gewerkschaft

Gewerkschaft – das bedeutet, LohnaTitelbild - Die Arbeiterbörsen des Syndikalismusbhängige unterstützen sich gegenseitig in ihren täglichen Kämpfen mit dem Kapital. Das kann heißen, gemeinsam dem Arbeitgeber Druck zu machen, damit er ausstehende Löhne bezahlt. Es kann auch heißen, die Höhe der Bezahlung und die sonstigen Arbeitsbedingungen kollektiv zu verhandeln, um einen besseren Verhandlungsstandpunkt zu haben. Manchmal heißt es auch, Erfahrungen und Wissen zu teilen oder sich gegenseitig den Rücken zu stärken, damit der Arbeitgeber nicht so leichtes Spiel hat.

Für uns bedeutet Gewerkschaft aber immer auch mehr. Die Gewerkschaft ist ein Ort des Zusammenkommens, des Austauschs, des Lernens, der Kultur, der Gegenseitigen Hilfe, der Solidarität.

– Und ein Ort der Arbeitsvermittlung. Nicht weil wir so gerne arbeiten, sondern eben weil wir Lohnabhängige sind. Das heißt, wir sind darauf angewiesen, dass wir selbst und/oder unsere Angehörigen ihre Arbeitskraft verkaufen, um mehr als das absolute Minimum am gesellschaftlichen Reichtum teilhaben zu dürfen.

Natürlich sind die Möglichkeiten begrenzt. Aufgrund unserer Größe decken wir nur einen kleinen Teil der Arbeitswelt in der Region ab. Im Internet hingegen finden sich mit wenigen Klicks unzählige offene Stellen. Trotzdem hat es auch Vorteile, sich ganz direkt in der Gewerkschaft gegenseitig Jobs zu empfehlen. Zum Beispiel lassen sich Zeitarbeitsfirmen umgehen, die sich sonst noch zusätzlich an der Arbeitskraft bereichern. Und wer könnte besser als wir beurteilen, ob es sich in einem Betrieb gut aushalten lässt?

Wir stehen damit übrigens im bester Tradition der “Arbeitsbörsen”, die ursprünglich vor allem der selbstorganisierten Arbeitsvermittlung dienten und später als lokaler Zusammenschluss aller syndikalistischen Organisationen eine grundlegende Rolle bei der Sozialen Revolution spielen sollten.

GKM knickt ein und bezahlt ausstehendes Weihnachtsgeld

Vorherhiger Artikel zum Hintergrund:
GKM kürzt Weihnachtsgeld um 70% – Beschäftigte wehren sich

Vor wenigen Tagen erreichte uns noch ein offizielles Schreiben des Gemeinschaftsklinikums, in dem wir um Geduld gebeten wurden. Zwar war der Brief freundlich formuliert, aber er enthielt leider dennoch die gleichen Ausflüchte, die die Beschäftigten schon vorher zu hören bekamen: Die Kürzung des Weihnachtsgeldes sei notwendig gewesen und man wolle natürlich bezahlen, sobald es möglich sei.

Gestern dann die gute Nachricht: Das noch ausstehende Weihnachtsgeld wird umgehend bezahlt! (Artikel im SWR) Es war also wohl doch möglich, in kürzester Zeit das nötige Geld für die Zahlung des Weihnachtsgeldes aufzutreiben. Alles andere hätte uns auch sehr gewundert.

Die Rheinzeitung schreibt bereits “Vertrauen in Sana AG ist erschüttert”. Aber die Sana AG ist auch nur ein Teil des Problems. Die Gesellschafter des Gemeinschaftsklinikums sollen endlich von ihren Privatisierungsplänen absehen. Krankenhäuser gehören nicht in private Hand!

Was man aber hier auch mal wieder sieht: Wir müssen uns nicht alles von unseren Chefs gefallen lassen. Die Beschäftigten (natürlich nicht nur FAU-Mitglieder) haben sich gewehrt, Widerspruch eingelegt, manche haben bereits Klage eingereicht, die Zeitungen berichteten mit großem Interesse und erste kleinere Aktionen wurden angeschoben. Vermutlich wird die Gegenseite behaupten, die rasche Zahlung sei eine glückliche Wendung und habe nichts mit diesem Druck durch die Beschäftigten und Öffentlichkeit zu tun. Ob wir das dann glauben, können wir immer noch selbst entscheiden.

Glückwunsch und frohe Feiertage an alle Betroffenen!

 

Weitere Quellen (nur mit Rheinzeitung-Abo einsehbar):

Rheinzeitung – GKM kürzt Weihnachtsgeld um 70 Prozent: Frust und Unverständnis bei den fast 4300 Mitarbeitern sind groß
Rheinzeitung – Gute Nachricht beim Gemeinschaftsklinikum das Weihnachtsgeld wird doch ausgezahlt
Rheinzeitung – Nach dem Hin und Her ums Weihnachtsgeld: Vertrauen in Sana AG ist erschüttert

GKM kürzt Weihnachtsgeld um 70% – Beschäftigte wehren sich

Das Gemeinschaftsklinikum Mittelrhein (GKM) versucht kurz vor Jahresende, das Weihnachtsgeld seiner Beschäftigten um 70% zu kürzen. (Artikel im SWR) Die Empörung bei den Beschäftigten ist groß. Auch FAU-Mitglieder sind betroffen und werden sich diese Kürzung nicht gefallen lassen.

Bereits in den letzten Jahren waren GKM und die Stadt Koblenz aufgrund von Privatisierungsplänen in der Kritik. Im Frühling 2020 hat der private Investor Sana Kliniken AG die Geschäftsführung übernommen. Im Sommer 2021 wurden Verhandlungen aufgenommen, deren ausdrückliches Ziel es war, Sana zum Mehrheitsgesellschafter zu machen. Die Kampagne “GKM-Privatisierung stoppen” protestierte dagegen.

Welche Auswirkungen solche Privatisierungen haben, kann man hier beispielhaft sehen: Sparmaßnahmen werden zulasten von Beschäftigten und Patient:innen durchgesetzt, damit die Investoren sich bereichern können. Trotz aller Beteuerungen der letzten Jahre, wie wichtig der Krankenhaus- und Pflege-Bereich sei, werden die Arbeitsbedingungen weiter verschlechtert. Das zeigt einmal mehr: Wir haben weder von der Politik noch von privaten Investor:innen etwas zu erwarten. Wir müssen uns zusammenschließen und selbst gegen die Sparmaßnahmen wehren.

Gebäude des Kemperhofs, dem größten Krankenhaus im Klinikverbund
Urheber: Holger Weinandt
Lizenz: CC BY-SA 3.0 de

 

Weitere Quellen (nur mit Rheinzeitung-Abo einsehbar):

Rheinzeitung – Gemeinschaftsklinikum: Ist der Weg für Investor Sana jetzt frei?
Rheinzeitung – Kartellamt: Sana darf das Gemeinschaftsklinikum steuern
Rheinzeitung – GKM kürzt Weihnachtsgeld um 70 Prozent: Frust und Unverständnis bei den fast 4300 Mitarbeitern sind groß

Individualverhandlungen Elektrohandwerk: FAU-Mitglied erzielt 17% Lohnerhöhung

Bei Individualverhandlungen im Elektrohandwerk erzielte kürzlich ein Mitglied der FAU Koblenz 17% Lohnerhöhung und allen weiteren Forderungen wurde von Arbeitgeberseite nachgegeben.

Der Personalmangel und gleichzeitige Auftragsboom ließen sich optimal als Hebel nutzen um alle Forderungen gegenüber der Arbeitgeberseite durchzudrücken. Aufgrund des eher bescheidenen Flächentarifvertrags war der Lohn im Elektro-Handwerk schon längst der Situation nicht mehr angemessen.

„Ich wurde auch vor den Verhandlungen schon übertariflich bezahlt, durch die Inflation und Ihre Folgen wollte ich aber nicht auf die Verhandlungen der IGM oder eine Vorgabe durch meine Arbeitgeber warten. Also habe ich die Sache selbst in die Hand genommen. Ich war durch den Austausch und die Wissensvermittlung im Syndikat gut vorbereitet und habe auf eine guten Moment gewartet.
Danke an mein Syndikat, das mir beratend zur Seite gestanden hat und mir den Rücken gestärkt hat.“ FAUKO7

Kundgebung: ‘Wir zahlen nicht für eure Krisen!’

Die ‘linksjugend[‘solid] Koblenz’ ruft unter dem Motto ‘Wir zahlen nicht für eure Krisen! – Solidarische Lösungen für den Krisenherbst’ am kommenden Samstag um 15:00 Uhr zu einer Kundgebung am Koblenzer Hauptbahnhof auf.

“Die stetig steigende Inflation, das Auslaufen des 9€ Tickets und die geplante Gasumlage treffen vor allem die Arbeiter:innenklasse, Grund für uns nun diesem Klassenkampf von oben einen von unten entgegenzusetzen.”

Dieser Aussage schließen wir uns gerne, aber durch die gegenwärtigen Entwicklungen auch notgedrungen an und rufen ebenfalls auf sich an dieser Kundgebung zu beteiligen. Es wird für Koblenz der Anfang eines längerfristigen Auseinandersetzung sein müssen, da wir die unglaublich hohen Kostensteigerungen einfach nicht stemmen können.

Unser Leben muss bezahlbar bleiben!

Internationale Woche der Solidarität mit Anarchistischen Gefangenen 2022 // 23.-30. August

Die Tatsache, dass Kapitalismus nicht auf unsere Bedürfnisse, sondern auf Profit ausgerichtet ist, zeigt sich in Zeiten der Klimakrise, der Covid-19-Pandemie und des Zusammenbruchs sozioökonomischer Systeme auf der ganzen Welt mit aller Brutalität. Diejenigen, die vom Kapitalismus profitieren, bereichern sich in Zeiten von Katastrophen. Doch mit den anhaltenden Krisen erleben wir auch eine neue Ära der Aufstände von unten.
Der Widerstand gegen den Krieg in der Ukraine, die sudanesischen Proteste gegen die Militärjunta oder die soziale Revolte in Chile sind einige Beispiele, die uns nicht nur die Möglichkeiten der Organisierung und des kollektiven Kampfes zeigen. Sie machen auch deutlich, wie wichtig es für soziale Bewegungen ist, in diesen Zeiten voneinander zu lernen und sich gegenseitig zu unterstützen. Nicht nur außerhalb der Mauern, sondern auch hinter den Mauern.

Seit dem Ausbruch der Covid-19-Pandemie haben wir heftige Kämpfe gegen das Eingesperrt sein erlebt. Diese erinnern uns daran, dass inhaftierten Menschen am meisten betroffen sind, wenn alles zusammenbricht. Ausbrüche aus brasilianischen und italienischen Gefängnissen, Inhaftierte, die ein Gefängnis in Thailand in Brand setzten, und anhaltende Hungerstreiks wie in Griechenland oder in polnischen Geflüchtetenlagern sind Beispiele für den Mut, den die Menschen in den Gefängnissen zeigen, um die Mauern zu durchbrechen.

In all diesen Kämpfen sind anarchistische Ideen und Werte der Treibstoff für den kollektiven Widerstand. Ohne Zweifel nimmt die Repression gegen Anarchist*innen zu und Solidarität ist mehr denn je gefragt. Das kapitalistische Herrschaftssystem kann nur funktionieren, weil die Menschen weiterhin voneinander isoliert sind, endlos miteinander konkurrieren und wir unsere wahren Bedürfnisse und Wünsche übersehen. Wir brauchen Solidarität in unseren Freundschaften, bei der Arbeit, in der Nachbarschaft, in unseren Gemeinschaften. Die außerhalb und die innerhalb ihrer Mauern.

Lasst uns gemeinsam ausbrechen! Deshalb rufen wir erneut zur Internationalen Woche der Solidarität mit anarchistischen Gefangenen auf. Macht Solidaritätsaktionen! Schreibt Briefe, organisiert Diskussionen oder Filmvorführungen, macht unsere Gefährt*innen auf der Straße mit einem Transparent oder einem Graffiti sichtbar und lasst ihnen zeigen, dass sie in unseren Herzen sind und dass wir gemeinsam kämpfen.


Erinnern wir uns an diejenigen, die gegen diese Ungerechtigkeit gekämpft und mit ihrem Leben bezahlt haben.
Keine*r ist frei, bis alle frei sind!

mehr Informationen auf: solidarity.international 

Filmvorführung: el entusiasmo

Am 5.August zeigen wir (FAU und Falken) im Medienladen den Film el entusiasmo (auf Spanisch mit deutschen Untertiteln). Der Film handelt von dem erneuten Aufstieg unserer Schwestergewerkschaft Confederación Nacionál del Trabajo zu einer Massenorganisation in den 1970er Jahren nach dem Tod des faschistischen Diktators Francisco Franco.

Mehr Infos und der Trailer finden sich auf unserer Veranstaltungsseite:

Film: el entusiasmo

 

 

Weitere Infos auch bei…

 

1.Mai 2022 in Koblenz

Heute, am 1.Mai, dem Tag unserer Klasse, haben wir uns in Koblenz der 1.Mai-Demonstration des DGB angeschlossen und dort einige Exemplare unserer Gewerkschaftszeitung Direkte Aktion verteilt. Mit unserem Transparent wollten wir auf die Forderung nach Arbeitszeitverkürzung (bei vollem Lohnausgleich) aufmerksam machen. Das Thema Arbeitszeitverkürzung spielt auch in der Geschichte des 1.Mai eine große Rolle. Am 1.Mai 1886 wurde ein Generalstreik in den USA ausgerufen, um den 8-Stunden-Tag durchzusetzen. Die Eskalation der Gewalt von Seiten der Polizei und der anschließende Justizmord an führenden Köpfen der anarchistischen Bewegung in Chicago waren der Grund, wieso der 1.Mai einige Jahre später zum Tag des Gedenkens und des Kampfes der Arbeiter:innenklasse ausgerufen wurde.

Konkret forderten wir auf unserem Transparent den 4-Stunden-Tag. In Zeiten von entgrenzter Arbeitszeit, Scheinselbstständigkeit, Prekarität und in denen viele Menschen mit einem Job alleine nicht mehr über die Runden kommen, erscheint diese Forderung weit weg. Sinnvoll wäre es dennoch. Die Produktivität hat sich seit den 1880ern enorm vergrößert. Eine Halbierung der Arbeitszeit erscheint dahingegen noch sehr zahm. Im Gegenteil spräche einiges für eine radikale Arbeitszeitverkürzung. Wer sich dafür interessiert, findet auf der Seite der 4-Stunden-Liga weitere Informationen.

Nach der Demonstration haben wir uns von der DGB-Kundgebung abgesetzt und stattdessen am Rhein ein kleines Picknick gemacht. Bei Tischtennis, Jonglage, Fußball, Schach und diversen Brettspielen lassen wir den Nachmittag jetzt mit Kaltgetränken und leckerem selbstgemachten Essen ausklingen. Auf dem Weg zum Rhein hat es uns gefreut ein paar auf Zigarettenautomaten und Litfaßsäulen aufgeklebte Flugblätter zu sehen, die an die Ursprünge des 1.Mai und die damals unschuldig verurteilen Anarchisten erinnern. Mehr dazu findet sich auf dem Wikipedia-Artikel zum Haymarket Riot.