Es ist wieder Internationale Woche der Solidarität mit anarchistischen Gefangenen. Deshalb haben wir gestern im Garten Herlet Briefe und Postkarten an Gefangene in den Knast geschickt. Organisiert haben wir diese Schreibwerkstatt gemeinsam mit der Antirepressionsplattform Koblenz.
Ein Großteil unserer Arbeit in der Gewerkschaft bleibt von außen unsichtbar: Wir unterstützen uns als Lohnabhängige gegenseitig in unseren alltäglichen Auseinandersetzungen am Arbeitsplatz und in anderen Lebensbereichen. Wir streiten mit Chef:innen, bilden uns weiter, tauschen uns aus, helfen uns gegenseitig im Alltag, wandern zusammen, spielen Schach und beteiligen uns auch immer wieder gemeinsam an den sozialen Kämpfen in unserer Stadt.
Was uns dabei verbindet, ist der Kampf für eine Gesellschaft, die sich nicht an Profitinteressen orientiert, sondern an den Bedürfnissen der Menschen. Dieser Kampf verbindet uns auch mit Genoss:innen auf der ganzen Welt. Aber während wir gestern einen angenehmen Spätnachmittag im Garten Herlet verbracht haben, sitzen andere für ihren Einsatz hinter Gittern.
Darauf wollen wir immer wieder aufmerksam machen und uns solidarisch mit den Gefangenen zeigen. Mal symbolisch wie auf unserer Wanderung vor zwei Jahren. Mal praktisch wie letztes Jahr mit einer großen Tattoo-Aktion mit Geldspende ans Anarchist Black Cross Dresden. Neben dem eigentlichen Schreiben haben dieses Jahr Genoss:innen im Vorfeld Postkarten mit wunderschönen Motiven selbst gestaltet und hergestellt.
Abolitionismus
Wie auch bei unserer BLM-Spendenaktion letztes Jahr bereits angeklungen ist, sehen wir unser Justizsystem – inklusive Gefängnissen und Polizei – sehr kritisch. Es zeigt sich immer wieder, dass dessen Hauptaufgabe nicht die Sicherung eines friedlichen Zusammenlebens ist, wie so oft behauptet wird. Vielmehr dient es vor allem dazu, die Macht und Privilegien der herrschenden Klasse zu sichern.
Wir sollten uns vom viel zu guten Ruf dieser Justiz nicht blenden lassen, sondern einen Blick hinter die Fassade wagen. Und uns schon jetzt überlegen, wie sich ein Zusammenleben ohne staatliche Repressionsorgane besser organisieren lässt. Eine gute Einstiegslektüre ist der Sammelband Strafe und Gefängnis von Rehzi Mahlzahn.
Insbesondere Aktivist:innen, die sich für einen gesellschaftlichen Wandel einsetzen, bekommen immer wieder „die volle Härte des Gesetzes“ zu spüren. Obwohl angesichts der katastrophalen Zustände auf der Welt ein radikaler Wandel der Verhältnisse längst überfällig ist. Deshalb sei hier nochmal auf die Antirepressionsplattform Koblenz hingewiesen, die eine Möglichkeit für Aktivist:innen bietet, sich sich gegen staatliche Repression aufgrund ihrer Aktionen zu wehren.
Garten Herlet
Der Garten Herlet, in dem wir uns zur Schreibwerkstatt getroffen haben, ist ebenfalls sehr interessant. In Zeiten, in denen auch unsere Städte immer stärker Kapitalinteressen untergeordnet werden, ist dieser kleine Garten mitten in der Koblenzer Altstadt eine richtige Oase. Im sonst ziemlich dicht bebauten Koblenz hat es dieser Garten dank vieler Unterstützer:innen geschafft, als frei zugänglicher Ort für die Nachbarschaft zu überleben.
Bis jetzt – denn der Garten Herlet ist akut bedroht. Im Rahmen des Baus einer neuen Hotelanlage auf zwei angrenzenden Grundstücken mit zugehöriger geplanter Tiefparkanlage unter dem Garten, soll auch ebendieser als Kranstellplatz dienen. Umso wichtiger, auch hier einmal zu sagen: Der Garten Herlet bleibt!